Spanien ist das einzige Land in Europa, das in größerem Umfang gentechnisch veränderte Pflanzen für kommerzielle Zwecke anbaut. 2015 wurden nach offiziellen Angaben auf 108.000 Hektar transgene Pflanzen verwendet, das sind rund 90 Prozent der gesamten in der EU für die Agro-Gentechnik verwendeten Fläche. Spanien ist das einzige Land in Europa, in dem Bt-Mais mit etwa 24 Prozent einen nennenswerten Anteil an der nationalen Maiserzeugung erbringt. Die geernteten Maiskolben der Sorte MON 810 werden überwiegend als Futtermittel verwertet. Maßnahmen, um die GVO-Mais von den konventionellen Produkten zu trennen, gibt es nicht. Hinzu kommt, dass fast jeder zweite experimentelle Feldversuch, der in Europa mit neuen Gen-Produkten unternommen wird, in Spanien durchgeführt wird. Mit einer industriefreundlicher Gesetzgebung und einer Regierung, die sich immer mehr den Interessen der USA beugt, ist Spanien zu einem Einfallstor für die Agro-Gentechnik in Europa geworden.
Widerstand in der Bevölkerung wächst
Über all dies wird die Gesellschaft von der Regierung nicht aktiv informiert; auch eine öffentliche Debatte fand lange Zeit kaum statt. Innerhalb der Zivilgesellschaft regt sich jedoch Widerstand, zahlreiche Allianzen von Umweltschützern, Bauern und Verbraucherschützern haben sich in den letzten Jahren gebildet. Völlig unzureichende Regeln, mit denen die „Koexistenz“ des Anbaus mit und ohne Gentechnik geregelt werden sollte, konnten durch zivilgesellschaftliche Proteste verhindert werden.
Mehr Transparenz gefordert
Der Widerstand trägt Früchte: Die meisten Spanier wissen mittlerweile um die Gefahren der Gentechnik – während die Anbaufläche von Gen-Mais nach einer Phase der Stagnation in den letzten jahren wieder gestiegen ist. Vor allem der spanische Zweig von Friends of the Earth, Amiga de la Tierra, ist mit verschieden Kampagnen gegen diese Entwicklung aktiv. So veröffentlicht die NGO seit zwei Jahren regelmäßig die Standorte wissenschaftlicher Versuchsfelder und erhöht durch lokale Proteste den Druck auf die Regierung, endlich ein öffentliches Register einzuführen, in dem sowohl der Versuchsanbau als auch der kommerzielle Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen verzeichnet ist.
- Projekte der Stiftung GEKKO in Spanien: Überblick