Weltweit werden zurzeit [2018] in 26 Ländern rund 192 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen für kommerzielle Zwecke angebaut. Gleichwohl hat sich die Agro-Gentechnik als Risikotechnologie noch keineswegs in allen Teilen der Welt durchgesetzt: Knapp 40 Prozent aller Anbauflächen liegt in den USA, gut ein Viertel (27 Prozent) in Brasilien, 12 Prozent in Argentinien. Weitere 22 Prozent verteilen sich auf Kanada, Indien, China und weitere Länder. Die Europäische Union, einer der wichtigsten Märkte weltweit, ist dank des Widerstands in der Bevölkerung und einer vergleichsweise strengen Gentechnik-Gesetzgebung nach wie vor weitgehend gentechnikfrei.
Warum Förderung in Osteuropa?
Vor diesem Hintergrund war und ist es für die Gentechnik-Industrie nahe liegend, mit ihren Wirtschaftsaktivitäten in den osteuropäischen Raum vorzudringen. Seit der politischen Öffnung des Ostens ist der Einfluss der westlichen Konzerne dort kontinuierlich gestiegen. Für sie sind diese Länder nicht nur aufgrund der schlechten Marktsituation für Gen-Produkte in der EU als ökonomisches Ausweichgebiet von Bedeutung, sondern auch aufgrund der politischen, wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Lage vor Ort. Die Einführung der Gentechnik wird in den Augen der Großkonzerne begünstigt durch folgende Faktoren:
- Es sind Länder mit einer noch zum Teil noch recht schwachen demokratischen Kultur, in denen das Recht der Bürger auf Information oder gar deren Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen kaum wahrgenommen werden kann.
- In einigen Ländern gibt es bislang noch keine Gesetzgebung, die den Einsatz der Gentechnik verbindlich regelt.
- Dort, wo es solche Gesetze gibt, sind diese in der Regel sehr schwach; überall fehlt es an institutionellen, personellen und technischen Möglichkeiten für deren Vollzug.
- Wissenschaftliche Gremien, die den Auftrag haben, Freisetzungsanträge zu begutachten, sind in vielen Ländern mit den gleichen Wissenschaftlern besetzt, die entsprechende Anträge auf Freisetzung stellen. Eine wirksame Prüfung und Kontrolle von Freisetzungsanträgen ist damit nicht zu erwarten.
- Bei den Verbrauchern, den Medien, aber auch in der ländlichen Bevölkerung gibt es in diesen Länder bislang nur ein schwach ausgeprägtes Bewusstsein für die Risiken der Gentechnologie. Gentechnik ist noch kaum ein Thema in der öffentlichen Debatte.
All dies schafft ein Klima mangelnder Transparenz und Kontrolle, das sich die Gentechnik-Firmen für ihre Zwecke nutzen.
Projektziele in Osteuropa
In immer mehr Ländern Osteuropas finden sich vereinzelt zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich kritisch mit der Gentechnik auseinandersetzen. Oft sind es nur wenige Personen, die an entsprechenden Kampagnen arbeiten. Eine Hauptaufgabe ist die Aufbereitung von Informationen in der jeweiligen Landessprache sowie Recherchen über die Situation im eigenen Land, sowohl hinsichtlich des Anbaus als auch hinsichtlich des Imports von gentechnisch veränderten Organismen und deren Präsenz im Lebensmittelbereich.
Die Gruppen, die von der Stiftung GEKKO in Bulgarien und Rumänien gefördert werden, verfolgen meist mehrere der folgenden Ziele:
- Politische Lobbyarbeit
- Monitoring des Gesetzgebungsverfahrens und des Gesetzesvollzugs
- Entwurf alternativer Rechtstexte
- Aufbau gentechnikfreier Anbauregionen
- Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Bildungsarbeit für bestimmte Zielgruppen (Landwirte, Verbraucher, Wissenschaftler, Journalisten, Naturschützer, Kirchenvertreter)
- Vernetzung der gentechnikkritischen Gruppen
- Informationsaustausch mit Gruppen aus Westeuropa
- Publikationen (Bücher, Faltblätter, Plakate)
- Tagungen und Workshops
- politische Aktionen
Die Stiftung GEKKO kooperiert bei ihrer Förderung in Osteuropa mit der grassroots foundation, die ebenfalls einen entsprechenden Förderschwerpunkt eingerichtet hat. Die Stiftung GEKKO konzentriert sich dabei bislang auf die Länder Bulgarien und Rumänien (seit 2011) sowie Polen und Bosnien-Herzegowina (seit 2015).
- Projekte der Stiftung GEKKO in Osteuropa: Überblick