In Mexiko wird Mais seit über 7.000 Jahren angebaut und kultiviert; er ist die Ernährungsgrundlage für die mexikanische Bevölkerung, die sich als „Menschen des Mais“ versteht. Eine riesige Sortenvielfalt mit circa 200 heimischen Arten und 52 Rassen werden von den indigenen Gruppen noch heute traditionell angebaut. Auf der „Milpa“, dem Maisfeld, wird Mais zusammen mit einer Reihe weiterer Nahrungs- und Medizinalpflanzen gepflanzt und nicht als Monokultur.
Situation in Mexiko
Mexiko importiert jährlich sechs Millionen Tonnen Mais aus den USA, davon ist rund ein Drittel genverändert. Der aus den USA importierte Mais dient in erster Linie der Herstellung von Tierfutter sowie der industriellen Weiterverarbeitung. Aber auch über Lieferungen von Mais für Nahrungsmittel und als Saatgut gelangt Gen-Mais nach Mexiko. In einem Land wie Mexiko, das als Ursprungsland des Mais gilt und über eine große Artenvielfalt verfügt, stellt die Nutzung von genverändertem Saatgut ein nicht zu verantwortendes Risiko dar. Dies sah auch die mexikanische Regierung so, als sie 1999 als Schutzmaßnahme ein entsprechendes Moratorium verhängte, welches die kommerzielle und experimentelle Nutzung von genverändertem Saatgut in Mexiko verbot.
Trotz dieses Moratoriums werden in Mexiko immer wieder Verunreinigungen durch Gen-Mais gefunden. Umweltorganisationen machen die großen Saatgutkonzerne wie Monsanto dafür verantwortlich, Genmais-Saatgut vermischt mit Hybridsaatgut an die Bauern zu verteilen. Hinzu kommt, dass die mexikanische Regierung 2009 offiziell den „Versuchsanbau“ von Genmais-Sorten im Land erlaubt. Damit ist das de facto bestehende Moratorium, welches den Anbau von Genprodukten weder für Versuchs- noch für kommerzielle Zwecke erlaubte, aufgehoben.
Warum Förderung in Mexiko?
Es sind vor allem indigene Organisationen in Mexiko, die sich seit Jahren um die Beibehaltung des Moratoriums und die Beseitigung der Kontamination einsetzen und internationale Unterstützung und Proteste fordern. Für diese Menschen ist das Kulturgut Mais mehr als nur ein agroindustriell herzustellendes Produkt. Im Ursprungsland des Mais haben sich hunderte von Maissorten entwickelt, die sich an die verschiedenen Klimazonen und Höhenlagen angepasst haben und deren Erhaltung durch die mögliche Kontamination durch Gen-Mais extrem gefährdet ist.
Die indigenen Organisationen fordern außerdem den Schutz der kleinbäuerlichen, nachhaltigen Landwirtschaft in ihren Gemeinden. Sie stellen sich gegen eine Industrialisierung des Anbaus mit Monokulturen. Diese Forderung steht in direktem Bezug zu Studien wie dem 2008 veröffentlichte „Weltagrarbericht“ (IASSTD), an dem über 400 Wissenschaftler im Auftrag von Weltbank und UNO gearbeitet haben. In dieser Studie werden explizit das traditionelle Wissen und eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft nicht nur als Beiwerk, sondern als wertzuschätzende Grundlage einer Strategie gegen die Nahrungsmittelknappheit und die Erhaltung der natürlichen Ressourcen angesehen.
Auch in Mexiko sieht der Staat jedoch in der Gentechnik eine Chance, die Produktivität zu erhöhen und den Hunger zu besiegen. Kritische Stimmen und Forscher werden unterdrückt und erleben die gleichen Bedrohungen wie ihre Kollegen in den USA. Hier gilt es, Forschungsvorhaben zu fördern, Bildungsprogramme zu unterstützen, die Menschen aufzuklären und zu befähigen, sich für ihre Rechte einzusetzen.
Dabei ist besonders das „Netzwerk zur Verteidigung des Mais“ (Red de defensa del maiz) aktiv. Dieses ist ein Zusammenschluss von indigenen Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Bauerninitiativen, darunter das Zentrum für den Wandel in der mexikanischen Landwirtschaft (CECCAM) und die indigene Organisation der Dorfgemeinden aus dem Juarez-Gebirge im Bundesstaat Oaxaca (UNOSJO), die beide von der Stiftung GEKKO finanziell gefördert wurden.
- Projekte der Stiftung GEKKO in Mexiko: Überblick