Statement der Stiftung GEKKO zur Neuen Gentechnik
Noch sind die Äcker der EU weitgehend frei von gentechnisch veränderten Pflanzen – sehr zum Ärgernis der weltweit agierenden Gentech-Konzerne. Dies soll sich in Zukunft ändern. Die EU-Kommission hat im Sommer 2023 eine Gesetzesnovelle vorgeschlagen, die v.a. den Einsatz der „Neuen Gentechnik“ erleichtern soll. Für einen Großteil dieser Pflanzen, die mit neuartigen Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas hergestellt werden, soll gelten: kein Zulassungsverfahren wie bisher, keine Prüfung möglicher Risiken für Mensch und Natur, keine Kennzeichnung der Produkte, keine Rückverfolgbarkeit und Haftung – das bislang gültige Vorsorgeprinzip und das Verursacherprinzip werden für diese Pflanzen gezielt außer Kraft gesetzt.
Im Gegenzug verspricht die Industrie, die neuen Gentech-Pflanzen seien gesundheitlich unbedenklich, würden auch unter Bedingungen des Klimawandels hohe Erträge bringen und dabei den Einsatz von Herbiziden und Insektiziden reduzieren. Einen empirischen Beweis für diese Behauptungen ist sie bis heute schuldig geblieben. Und über die Tatsache, dass all diese neuen Produkte und Verfahren durch Patente für die Biotech-Konzerne geschützt werden sollen, schweigt sie sich lieber aus. Gewiss ist jedoch: Eine Technologie ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung zum Einsatz bringen zu wollen, untergräbt jegliche Wahlfreiheit für Bäuerinnen und Bauern ebenso wie für Verbraucher:innen. Das schädigt – neben Umwelt und Natur – auch die Demokratie. Denn die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft mit der dafür notwendigen Transparenz. Und laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesumweltministeriums fordern 95 Prozent der Bundesbürger:innen, dass alle Gentechnik-Pflanzen auf mögliche Auswirkungen auf die Natur hin untersucht werden müssen – auch die der Neuen Gentechnik. Dies allein sollte Grund genug sein, die von EU-Kommission geplante und von der Agrarindustrie erhoffte Deregulierung der Neuen Gentechnik abzulehnen.
Die Stiftung GEKKO fördert daher in verschiedenen Projekten den demokratischen Meinungsbildungsprozess und die vielfältigen Aktivitäten der kritischen Zivilgesellschaft, um das bisherige Schutzniveau bei der Anwendung jeglicher Gentechnik beizubehalten und so auch auf Dauer eine gentechnikfreie Land- und Lebensmittelwirtschaft zu ermöglichen. Dies auch vor dem Hintergrund und mit dem Wissen, dass es nicht erst – wie bei der Neuen Gentechnik – möglicherweise in ein paar Jahren, sondern bereits heute erprobte agrarökologische Anbauverfahren und eine darauf angepasste Pflanzenzüchtung gibt, die geeignet sind, auch in Zeiten globaler Klimaveränderungen auf umweltschonende Weise gesunde und ertragreiche Lebensmittel herzustellen. Gentechnik ist somit alles andere als alternativlos.